Macht es Sinn, aktuell eine Immobilie zu kaufen oder ein Haus zu bauen?

Endlich, möchte man sagen, hat die Europäische Zentralbank EZB vor einigen Wochen die Leitzinsen erhöht. Dies hat nicht nur für den Kreditsektor große Auswirkungen, sondern auch für Häuslebauer. Doch welche Auswirkungen damit wirklich verbunden sind, dazu gibt es einige Fragen:

Nach einem Immobilien-Boom von mehr als zehn Jahren könnte es tatsächlich bald der Fall sein, dass wir leicht sinkende Immobilienpreise beobachten können. Dies zumindest lässt der aktuelle Immobilienpreisindex vom Empirica-Institut erahnen. Nach diesem Index ist nun die Zeit für weniger schnell in die Höhe kletternde Immobilienpreise gekommen, vergleicht man die Immobilienpreise im vergangenen Jahr mit denen aus den Vorjahren seit dem Jahr 2015.

Die Zeiten von Immobilienzinsen unter einem Prozent scheinen vorerst vorbei. So sind die Zinsen für Immobilienkredite im Durchschnitt von unter einem Prozent auf über drei Prozent geklettert. Der bisherige Spitzenwert von 3,6 Prozent war im Juni zu beobachten. Ganz aktuell werden sogar bis zu 4,0 Prozent aufgerufen. Nun ist eher mit einer vorübergehenden Beruhigung zu rechnen.

Über Zinsen in Höhe von bis zu 4,0 Prozent können Personen jedoch nur lachen, die bereits vor einigen Jahrzehnten das Projekt Hausbau angegangen sind. Damals waren Immobilienzinsen von acht Prozent durchaus üblich. Wir waren in Deutschland mit Immobilienzinsen von unter einem Prozent in den letzten Jahren ohne Zweifel sehr verwöhnt, denn gewöhnlich und üblich waren diese Traumwerte beileibe nicht, wenn man die Uhr ein wenig zurückdreht.

Interessenten, die sich eine Immobilie anschaffen möchten, sollten den Kauf nicht vom Immobilienzins allein abhängig machen. Viel wichtiger ist es, die Immobilie selbst sowie eine notwendige Finanzierung an das eigene Leben anzupassen. Zu empfehlen ist es, bereits vor der Suche nach einer Immobilie die Finanzierung abzuklären. Experten empfehlen bei einer Finanzierung hohe Tilgungen von zwei bis drei Prozent, lange Zinsfestschreibungen von 10 bis 20 Jahren und ausreichend Eigenkapital. Hierauf werden wir aber in den Tipps für den Immobilienkauf aktuell später noch einmal genauer eingehen.

Bereits ein geringer Anstieg beim Zinsniveau kann zu einer monatlichen Mehrbelastung von mehreren hundert Euro führen. Für einige Haushalte, die eine Immobilie finanzieren möchten, kann das zu ernsten finanziellen Problemen führen, sollte die Baufinanzierung sehr knapp kalkuliert worden sein. War es vor einigen Jahren noch der Fall, dass sich viele Bauwillige eine Finanzierung leisten konnten, ist aktuell eher ein gegenläufiger Trend zu beobachten. Daher ist derzeit eher eine geringere Nachfrage nach Immobilien zu beobachten. Allerdings gehen Experten davon aus, dass eine rege Nachfrage nach Immobilien grundsätzlich weiterhin bestehen bleiben wird.

Grundsätzlich ist es zu empfehlen, so viel Eigenkapital in die Finanzierung einer Immobilie einfließen zu lassen, wie möglich ist. Bei einer hohen Eigenkapitalquote ist man umso unabhängiger von unabänderlichen Faktoren, wie etwa der Entwicklung der Immobilienzinsen. Ebenso sollte man sich rechtzeitig um eine Anschlussfinanzierung kümmern, sodass man weiterhin von möglichst guten Finanzierungskonditionen profitieren kann. Generell empfehlen Experten eine gesamte Finanzierungslaufzeit von maximal 30 Jahren, damit die Immobilie vor dem Erreichen des Rentenalters abbezahlt ist und man entsprechend finanziell unbelastet in den Ruhestand gehen kann.

Um die angestiegenen Zinsen zu kompensieren, ist es ratsam, möglichst viel Eigenkapital einzubringen und damit unabhängiger von den Finanzierungskonditionen zu sein. Während man früher als Empfehlung eine Eigenkapitalquote von 20 Prozent angeführt hat, sollte diese heute eher bei 50 Prozent betragen.

Wie der CEO der Interhyp, Jörg Utrecht, kürzlich verlauten ließ, würden seine Kunden dieser Empfehlung bereits folgen. So hätten diese im Quartal 1 im Jahr 2021 durchschnittlich 124.000 Euro Eigenkapital in die Finanzierung eingebracht. Ein Jahr später, also im 1. Quartal 2022, lag dieser Betrag bereits bei 153.000 Euro, was einem Plus von 23 Prozent entspricht.

Experten empfehlen aktuell eine Zinsbindung von 15 Jahren - wenn es geht auch länger, selbst wenn die Zinsen dann etwas höher ausfallen als bei kürzeren Zeiträumen.

Viele Menschen halten heutzutage nur noch in Immobilienportalen Ausschau nach einem guten Immobilienangebot. Dies verwundert nicht weiter, denn das Internet ist nun einmal das schnellste Medium, dass wir aktuell besitzen. Zudem lässt es sich auf Internetportalen ganz übersichtlich und gezielt nach geeigneten Objekten suchen. Es ist jedoch zu empfehlen, auch Bekannten und Freunden davon zu berichten, dass man sich auf der Suche nach einer Immobilie befindet.

Darüber hinaus spricht nichts gegen einen ausgedehnten Spaziergang durch die Wohngegend der Träume, um sich dort einmal umzusehen, an welchen Stellen saniert oder neu gebaut wird. Auch Aushänge im Supermarkt vor Ort oder in Cafés können bei der Suche nach der Traumimmobilie hilfreich sein. Dasselbe gilt auch für Inserate in lokalen Anzeigenblättern oder Zeitungen. Nicht zuletzt sollte man auch einen Blick in das Portal eBay-Kleinanzeigen werfen, wo häufig Immobilien zum Verkauf angeboten werden.

Ein probater Weg ist es auch, bei den Top-Makler der Region unverbindliche oder gar bezahlte Suchaufträge zu hinterlassen, damit man noch vor der breiten Veröffentlichung über neue Angebote informiert wird.

Zugegeben sorgen die aktuellen Zeiten bei vielen Menschen für Zukunftssorgen. Wenn es um das Thema Immobilienkauf geht, sollte man jedoch einen kühlen Kopf bewahren und rationale Argumente für sich sprechen lassen. So hat die Erfahrung gezeigt, dass sich Sachwerte gegenüber Papierwerten langfristig immer besser entwickeln!

Stellen wir uns doch einmal die Frage, wie viel das Papiergeld bei einer aktuellen Inflationsrate von über acht Prozent in einigen Jahren noch wert ist. Immobilien werden nicht ohne Grund als „Betongold“ bezeichnet. Ganz gleich, welche Achterbahnfahrten die Wirtschaft in den nächsten Jahren auch bereithalten mag, es ändert nichts daran, dass eine Immobilie einen hohen Gegenwert hat – ebenso wie Gold.

Dazu kommt noch, dass aufgrund der allgemeinen Verteuerung auch die Mieten für Wohnungen oder Häuser deutlich ansteigen und besonders in gefragten Regionen bereits stark angestiegen sind. Warum diese Mehrkosten in Kauf nehmen und nicht mit einer soliden Finanzierung lieber das Projekt Hausbau oder Immobilienkauf stemmen und fortan unabhängig von Mietpreisen oder Eigenbedarfskündigungen sein?


Fazit: Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen und der allgemein steigenden Preise ist es sicherlich nicht mehr für jedermann ratsam, sich den Traum vom eigenen Häuschen im Grünen zu erfüllen. Unabhängig davon sollte man jedoch auch keine falsche Scheu an den Tag legen, wenn es darum geht, eine Immobilie zu kaufen oder zu bauen, wenn genügend Eigenkapital vorhanden ist! Solange die Finanzierung nicht zu knapp bemessen und in trockenen Tüchern ist, spricht auch in der aktuellen Zeit nichts dagegen, ein gut durchdachtes Bauvorhaben in die Realität umzusetzen.

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