Ein eigenes Haus im Grünen oder in einer pulsierenden Stadt ist für viele Deutsche immer noch ein großer Traum. Auch während der Corona-Pandemie war kein Rückgang des Immobilienbooms in Deutschland festzustellen. Eine hohe Nachfrage sowie niedrige Bauzinsen haben in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle gespielt, waren jedoch nicht die einzigen Preistreiber. Nach und nach gab es auch beim Baumaterial Knappheit, was zu einem Preisanstieg geführt hat. In ganz Deutschland sahen sich Bauherren mit deutlich höheren Baukosten für ihre Bauvorhaben konfrontiert. Doch was sind eigentlich die genauen Gründe für die steigenden Baukosten und warum kann der Mangel an Baustoffen sogar Einbußen bei der Qualität des Hausbaus mit sich bringen? Antworten auf diese Fragen gibt es in diesem Artikel.
Im Jahr 2021 konnte man eine Steigerung der Preise für den Hausbau um rund sechs Prozent beobachten. Dies bedeutet also konkret, dass jeder Bauherr für das geplante Bauvorhaben im Schnitt sechs Prozent mehr als noch im Jahr zuvor zahlen musste. Damit bedeutete die Preisentwicklung im Jahr 2021 die stärkste seit 20 Jahren. Insbesondere die Auswirkungen von Corona-Pandemie-bedingten Lockdowns – auch international - haben dazu geführt, dass die Baustoffe immer knapper wurden. In der Folge kam es zu Lieferengpässen sowie Ausfällen und Verzögerungen bei der Produktion durch fehlende Arbeitskräfte, die durch Erkrankung oder Quarantäne ausgefallen sind.
Ganz besonders teuer wurde Bauholz im vergangenen Jahr. Innerhalb eines Jahres haben sich die Preise für Bauholz annähernd verdoppelt. Auch im aktuellen Jahr ist Holz ein teures Gut. Ein Grund hierfür ist die kontinuierlich hohe Nachfrage nach deutschem Bauholz aus den USA und China. Engpässe waren jedoch auch bei anderen Baustoffen wie Glas und Dämmmaterialien zu beobachten. Da die Preise durch das Verhältnis aus Angebot und Nachfrage zustande kommen, sind somit auch die Kosten für Dämmmaterialien und Glas deutlich angestiegen.
Jedoch setzen die gestiegenen Preise nicht nur Hausbauern zu, sondern auch den Unternehmen der Baubranche. Die Unternehmen haben zwar die Möglichkeit, die steigenden Kosten zum Teil auf die Kunden umzulegen - was den Hausbau für einen Bauherrn natürlich noch einmal teurer macht - jedoch haben auch die Lohnerhöhungen sowie der immer noch vorhandene Mangel an Fachkräften im Baugewerbe negative Auswirkungen auf alle Unternehmen im Baubereich. Viele Unternehmen sind bei bereits abgeschlossenen Verträgen zu Festpreisen im vergangenen Jahr selbst auf den gestiegenen Kosten sitzen geblieben.
Die Bundesregierung verfolgt eine ambitionierte Wohnbaupolitik. So ist es das erklärte Ziel der Regierung, jedes Jahr 400.000 Wohnungen in Deutschland zu errichten. Diese sollen dann natürlich wiederum zu möglichst fairen Preisen vermietet werden. Zum gleichen Zeitpunkt bereiten aber auch die Anforderungen an den Klimaschutz und an die Nachhaltigkeit Unternehmen der Baubranche Kopfzerbrechen. Immerhin erfordern diese Anforderungen hochwertige energetische Maßnahmen, die natürlich ihrerseits zusätzliche Kosten verursachen, was die Baukosten für den Bauherrn und die gesamte Baubranche zusätzlich in die Höhe treibt.
Aufgrund kontinuierlicher Engpässe im Bereich der Lieferketten vermeldeten viele Baustellen zuletzt Verzögerungen, die zum Teil bis heute anhalten. Knappes Baumaterial hatte wiederum steigende Baupreise zur Folge, was letztlich die Baukonjunktur belastete. Da sich an dieser Situation grundsätzlich nichts geändert hat, ist auch aktuell noch mit weiteren Erhöhungen bei den Baukosten und Baustoffpreisen zu rechnen.
Etwa 30 Prozent des Baustahls stammen aus Weißrussland, Russland und der Ukraine. Dazu kommt noch ein hoher Anteil Roheisen aus eben diesen Ländern, der bei etwa 40 Prozent liegt. Außerdem sind weitere Rohstoffe, beispielsweise für die Stahllegierung notwendig, die ebenfalls aus Osteuropa stammen. Solange es keinen Frieden in der Ukraine gibt, ist in diesem Zusammenhang nicht von einer Preisberuhigung auszugehen.
Höhere Kosten für Material und Löhne können früher oder später steigende Immobilienpreise nach sich ziehen. Auch wenn viele Hausanbieter zunächst versucht haben, die gestiegenen Ausgaben für Baustoffe nicht auf ihre Kunden abzuwälzen, sehen sie sich mittlerweile dazu gezwungen, die Baukosten deutlich nach oben zu korrigieren.
Wie vom Statistischen Bundesamt vermeldet wurde, war ein Neubau in Massivbauweise im August 2021 im Vergleich zum Juli bereits mehr als zwölf Prozent teurer. Auch wenn man die Mehrwertsteuersenkung in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 unberücksichtigt lässt, würde dies einen Unterschied von knapp zehn Prozent bedeuten.
Wie bereits ausgeführt, sind zahlreiche Baustoffe teurer und schwerer zu bekommen. Dies bringt nicht nur einen zeitlichen Verzug beim Projekt Hausbau mit sich, sondern kann im schlimmsten Fall auch zu schwerwiegenden Baufehlern führen.
Angesichts von Engpässen beim Baumaterial verwenden manche Unternehmen nicht zugelassene Produkte, um den Hausbau voranzutreiben. Dies geschieht nicht immer unbedingt aus bösem Willen, sondern schlichtweg aus Unwissenheit der Beteiligten. Für Bauherren bedeutet dies im schlimmsten Fall Schäden am Bau, wenn die verwendeten Produkte nicht die Eigenschaften besitzen, die von ihnen gefordert wird. Wie der Verband Privater Bauherren (VPB) angibt, würden Sachverständige bei Besuchen auf Baustellen immer wieder auf solche Fehler stoßen, vor allem wenn es um die Abdichtung von Häusern geht. Viele Handwerker würden nicht prüfen, was sie eigentlich einbauen und zudem käme noch, dass sich viele Materialien sehr ähnlich seien. Der Anwendungsbereich sei lediglich auf dem technischen Merkblatt sowie der Verpackung näher ausgeführt.
Ein Laie ist kaum in der Lage, solche Mängel an seiner Baustelle festzustellen. Dies ist häufig erst dann der Fall, wenn es zu spät ist bzw. die Folgen bereits offensichtlich sind. Allerdings besitzen Bauherren dieselben Möglichkeiten wie die Profis, nämlich die Informationen im technischen Merkblatt und auf der Verpackung nachzulesen. Grundsätzlich wird empfohlen, sich an lokal bekannte Firmen zu wenden, die sich diese Qualitätsmängel nicht leisten können. Regional ansässige Betriebe, die sich in den lokalen Innungen organisiert haben, sind zum einen besser informiert und zum anderen bekannt in der Region und würden bei mangelhafter Qualität ihren Ruf aufs Spiel setzen.
In der Regel bilden Festpreise die Grundlage in Verbraucherbauverträgen. Daher müssen Bauherren keine Sorge vor Preissteigerungen bei bestehenden Vereinbarungen haben. Hat man im Bauvertrag einen Festpreis vereinbart, dann liegt das Materialbeschaffungsrisiko beim Bauunternehmer. Die zusätzlichen Kosten, die aktuell für die Beschaffung von Baumaterialien anfallen, muss also der Bauunternehmer übernehmen.
Wenn Baufirmen während der Bauphase Nachforderungen an Bauherren stellen, bedeutet dies eine einseitige Vertragsänderung, auf die sich der Bauherr nicht einlassen muss. Jedoch ist zu empfehlen, in einer solchen Situation ein gewisses Fingerspitzengefühl an den Tag zu legen, weil der Bauherr ja Interesse daran hat, dass der Bau zu Ende gebracht und nicht durch einen Rechtsstreit unterbrochen wird. Somit sollte man zunächst nicht auf diese Nachforderungen reagieren und die Auseinandersetzung auf das Ende des Bauvorhabens verschieben. In diesem Fall lässt sich dann entspannter darüber verhandeln, wer mögliche Mehrkosten zu tragen hat.
Angesichts der aufgeführten Probleme fragen sich viele Bauwillige natürlich, ob sich ein Neubau in der aktuellen Situation lohnt. Stets steigende Baukosten schrecken zunächst einmal ab. Wie von vielen Experten geraten wird, sollte man jedoch nicht auf einen Rückgang der Preise warten oder hoffen. Es ist zwar nicht auszuschließen, dass sich die Preise kurzfristig erholen werden, jedoch lässt die Baupreis-Prognose für die folgenden Jahre eher Gegenteiliges erahnen. Als Gründe hierfür kommen vor allem weitere Lieferengpässe und die Knappheit von Materialien in Betracht. Auch wenn die Baukosten in Zukunft wieder günstiger ausfallen sollten, dürften sie kaum das Niveau vergangener Jahre annehmen, also vor der Ukraine-Krise und der Corona-Pandemie.
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